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Darmflora-Diagnostik nach Maß

Störungen der Darm-Mikrobiota können chronische Erkrankungen begünstigen oder sogar verursachen. Der Einfluss der Bakterien reicht dabei weit über den Darm hinaus, da sie auf unseren Stoffwechsel und auf das Mukosa-assoziierte Immunsystem einwirken - der Zentrale der Immunabwehr.

Folgende Erkrankungen stehen deshalb mit Veränderungen der Darmflora in Zusammenhang:

Für die Prävention und Therapie der Erkrankungen ist eine Darmflora-Diagnostik sinnvoll. Die Darmflora-Diagnostik weist bakterielle Schlüsselorganismen nach, die die Zusammensetzung der Darmflora charakterisieren. Damit lassen sich Störungen der Darmflora erfassen und die Auswirkungen auf das Immunsystem, die Schleimhautintegrität und die Stoffwechselprozesse im Darm abschätzen. 

Die Ergebnisse der Darmflora-Diagnostik helfen Ihnen als Arzt oder Therapeutin, die Ursachen oder Kofaktoren chronischer Erkrankungen zu ermitteln und in der Folge wirksam zu behandeln.

Ein Überblick über die mikrobiologische Kyber®-Diagnostik:


Mehr Informationen zu den funktionellen Gruppen und den Schlüsselorganismen, die die Kyber®-Diagnostik der Darm-Mikrobiota erfasst:


Protektive Mikrobiota

Die protektive Mikrobiota hält die Kolonisationsresistenz im Darm aufrecht und verhindert die Ansiedlung unerwünschter Erreger.

Zur protektiven Mikrobiota gehören die Bakteriengattungen Lactobacillus, Bifidobacterium und Bacteroides.

Die Darmschleimhaut benötigt den Schutz der natürlichen Darmbakterien, da sie mit einer Gesamtoberfläche von etwa 600 m2 eine riesige Angriffsfläche für pathogene Erreger bietet. Die protektive Mikrobiota kann die Ansiedlung und Vermehrung der Erreger über mehrere Mechanismen verhindern.

Die protektive Mikrobiota

  • verhindert die Ansiedlung pathogener Erreger, indem sie Rezeptoren auf der Darmschleimhaut besetzt.
  • konkurriert mit Pathogenen um Nährstoffe, Vitamine und Wachstumsfaktoren.
  • senkt den pH-Wert, indem sie saure Stoffwechselprodukte wie die Essigsäure produziert.
  • verhindert einen Leaky Gut, indem sie die Tight Junctions stärkt.

Die milchsäureproduzierenden Bakterien der Gattungen Lactobacillus und Bifidobacterium haben noch zusätzliche protektive Eigenschaften. Sie verwerten Kohlenhydrate aus der Nahrung und bilden dabei große Mengen Milchsäure.

Die Milchsäure säuert das intestinale Milieu zusammen mit der Essigsäure stark an und bietet damit Schutz vor pathogenen Keimen, die sich im sauren Bereich schlecht vermehren können.

Laktobazillen können außerdem bakterizid wirkende Substanzen wie Bakteriozine und Wasserstoffperoxid (H2O2) produzieren und damit das Wachstum pathogener Bakterien effektiv hemmen.


Mukonutritive Mikrobiota

Die mukonutritive Mikrobiota ernährt die Darmschleimhaut mit Buttersäure, fördert ihre Integrität und regt die Neubildung des intestinalen Mukus an.

Die Darmschleimhaut muss gegensätzliche Aufgaben bewältigen: Sie muss einerseits Nährstoffe aufnehmen und andererseits unverdaute Nahrungsbestandteile, Toxine, Allergene und Krankheitserreger, aber auch die natürliche Mikrobiota abweisen. Dafür bedeckt bei Gesunden eine durchgängige Mukusschicht das Darmepithel.

Die Schicht ist zweigeteilt: Der durchlässigere äußere Mukus ist ein ideales Habitat für die Darm-Mikrobiota, die dichte innere Schicht enthält dagegen kaum Bakterien.

Der intestinale Mukus erfüllt gleich mehrere Aufgaben:

  • Er befeuchtet die Epitheloberfläche und erhöht die Gleitfähigkeit des Speisebreis.
  • Gleichzeitig bildet er eine Barriere gegen unerwünschte Stoffe und Erreger. Fremdstoffe kann der Mukus einhüllen, abkapseln und damit unschädlich machen.

Die Darmbakterien Akkermansia muciniphila und Faecalibacterium prausnitzii sind mitverantwortlich für eine dichte, innere Mukusschicht und eine intakte Darmschleimhaut.

Akkermansia muciniphila lebt in der äußeren Mukusschicht und nutzt den Schleim als Nährstoffquelle. Der bakterielle Mukus-Abbau veranlasst die Becherzellen, ständig neuen Schleim zu produzieren und so die Mukusbarriere intakt zu halten.

Beim Abbau bildet Akkermansia muciniphila Oligosaccharide, Essigsäure und Propionsäure. Damit stellt es luminalen Darmbakterien wie Faecalibacterium prausnitzii lebenswichtige Nährstoffe zur Verfügung. Die ballaststoffabbauende Mikrobiota bildet ebenfalls Oligosaccharide und Essigsäure und unterstützt damit das Wachstum von Faecalibacterium prausnitzii.

Wir würden Ihnen hier gerne eine Animation zeigen, die das Zusammenspiel der einzelnen Bakterienarten und deren Einfluss auf die Buttersäurebildung und die Mukusproduktion veranschaulicht. Da es sich um ein eingebundenes YouTube-Video handelt, müssten Sie dafür Marketing-Cookies erlauben.

 

Faecalibacterium prausnitzii setzt Oligosaccharide und Essigsäure zu Buttersäure um - der Hauptenergiequelle der Epithelzellen. Bei Gesunden macht Faecalibacterium prausnitzii bis zu fünf Prozent der mikrobiellen Gesamtzellzahl aus; es wird derzeit als wichtigster Buttersäurebildner angesehen.

Die Buttersäure hat zentrale Bedeutung für die Darmgesundheit. Sie übernimmt zu 80 Prozent die Ernährung der Darmschleimhaut und wirkt mukosaprotektiv. Außerdem besitzt sie antiinflammatorische, antikanzerogene und antidiabetogene Eigenschaften. Die Darmschleimhaut nutzt die mit der Buttersäure bereitgestellte Energie, um den schützenden Mukus nachzuproduzieren. 

Bei Erkrankungen wie gastrointestinalen Infektionen, akuten Entzündungen und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen ist die Mukusschicht zum Teil ausgedünnt oder ganz verloren gegangen. Studien haben verminderte Zellzahlen von Akkermansia muciniphila und Faecalibacterium prausnitzii bei akuten und chronischen entzündlichen Prozessen im Darm gezeigt.[1, 2]

Gehen die Zellzahlen von Akkermansia muciniphila und Faecalibacterium prausnitzii zurück, ist die Buttersäure-Versorgung der Darmschleimhaut nicht mehr ausreichend gewährleistet und die Mukusschicht kann dünner werden oder sich komplett auflösen. Dadurch können Allergene, Umweltchemikalien und die Darm-Mikrobiota nicht nur das Epithel erreichen, sondern zum Teil auch in die Darmschleimhaut eindringen.


Asthma: Buttersäure als Schutzfaktor im Visier

Wachsen Kinder auf dem Bauernhof auf, entwickeln sie seltener Allergien und Asthma. Münchner Wissenschaftler haben untersucht, wie genau die Bauernhof-Umgebung vor Asthma schützen kann - und sind im Darm von Säuglingen fündig geworden.


Immunmodulierende Mikrobiota

Die immunmodulierende Mikrobiota ist ständiger Trainingspartner des Immunsystems. Sie ist für ein schlagkräftiges Immunsystem und eine angemessene Immuntoleranz mitverantwortlich.

Eine intakte intestinale Mikrobiota ist die Grundlage für ein leistungsfähiges Immunsystem. Etwa 80 Prozent der erworbenen Immunität basieren auf einem Kontakt von Antigenen mit Immunstrukturen im Darm (z.B. Peyer‘sche Plaques). Die Schleimhaut des Intestinaltrakts beherbergt das größte Lymphozytenarsenal: Kein anderes Immunorgan des Körpers ist in der Lage, die Bildung vergleichbarer Antikörpermengen zu induzieren.

Der Kontakt zu den Bakterien kann die B-Lymphozyten aktivieren. Sie wandern daraufhin über das Lymphsystem in die mesenterialen Lymphknoten und vermehren sich dort. Zu Antikörper-sezernierenden Plasmazellen umgewandelt, treten sie in den Blutstrom ein und verteilen sich auf die verschiedenen Schleimhautbereiche des Körpers.

Der Großteil der Plasmazellen kehrt in die Darmwand zurück (plasmazelluläres Homing). Etwa 20 Prozent der aus dem Darm stammenden B-Lymphozyten lassen sich als Plasmazellen in den übrigen Schleimhautbereichen wie dem Mund-Nasen-Rachenraum, den Bronchien oder dem Urogenitaltrakt nieder. Dort beginnen sie mit der Synthese des Immunglobulin A, das die Schleimhaut als sekretorisches Immunglobulin A (sIgA) absondert. So überträgt sich die bakterielle Immunstimulation im Darm auf sämtliche Schleimhautbereiche des Körpers und stärkt dort die Kolonisationsresistenz.

Die Immunzellen unterbinden nicht nur die Translokation von Mikroorganismen aus dem Darmlumen in tiefere Gewebsschichten und in die Blutzirkulation. Sie haben auch wichtige regulatorische Fähigkeiten. Mithilfe der Mikrobiota lernt das Immunsystem, eine Toleranz auszubilden und unnötige Reaktionen gegen ungefährliche Antigene zu unterlassen.

Durch die heutige Verarmung der mikrobiellen Arten im Darm ist das Immunsystem oft nicht mehr in der Lage, eine ausreichende Immuntoleranz zu entwickeln. Aus den Bauernhof-Studien hat sich der fehlende Kontakt zu Bakterien als der bedeutende Umweltfaktor für die Allergieentstehung herauskristallisiert. Der bakterielle Kontakt kann eine Immunantwort wie bei einer Infektion anregen, ohne aber eine Infektion auszulösen. Das dirigiert das Immunsystem in Richtung TH1-Immunreaktion und unterdrückt nach und nach die TH2-Immunreaktion, wie es für die Entwicklung einer Toleranz notwendig ist.

Insbesondere Enterokokken und E. coli wirken in dieser Hinsicht immunmodulatorisch und dienen dem Immunsystem als ständige Trainingspartner.


Proteolytische Mikrobiota

Die proteolytische Mikrobiota baut Proteine ab und bildet zum Teil Stoffwechselprodukte, die die Verdauung stören und die Leber belasten.

Zu den bekanntesten proteolytischen Bakterien gehören Arten der Gattungen Proteus, Klebsiella und Clostridium und einige E. coli-Unterarten. Aber auch viele andere Bakterien des Gastrointestinaltrakts sind zur Proteolyse fähig.
Bauen Darmbakterien Proteine ab, entstehen zum Teil schädliche Stoffwechselprodukte wie Ammoniak, Sulfide und Amine.[3] Die Stoffe können zytotoxisch wirken und die Leber belasten. Sie werden auch mit der Entstehung von Kolonkarzinomen und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen in Verbindung gebracht. Generell sollte die Ernährung deshalb dauerhaft nicht zu fleischreich sein.

Wie stark Darmbakterien Proteine abbauen, hängt auch vom pH-Wert ab. Bei einem alkalischen pH-Wert (>7) sind die proteolytischen Enzyme besonders aktiv. Bei der Proteolyse entstehen erneut alkalische Produkte, die den pH-Wert weiter erhöhen.
Bei einem sauren pH-Wert (<6,5) liegt das Ammonium-Ion dagegen in Form von Ammoniumsalz vor. Das Darmepithel kann Ammoniumsalze nur schlecht resorbieren, deshalb wird ein großer Teil mit dem Stuhl ausgeschieden.
Ziel muss es deshalb sein, den Stuhl-pH im sauren Bereich zu halten oder ihn wieder dorthin zu verschieben.


Hefen und Schimmelpilze

Hefen und Schimmelpilze können die Allergieneigung steigern und Verdauungsbeschwerden begünstigen, wenn sie in großen Zellzahlen vorkommen.

Die KyberMyk-Diagnostik weist Pilzbesiedlungen im Verdauungstrakt nach. In geringer Zellzahl sind Pilze dort medizinisch nicht relevant. In unphysiologischen Mengen können sie jedoch Beschwerden hervorrufen:

Dazu zählen

  • wässrige Diarrhöen, oft im Wechsel mit Verstopfungen,
  • Meteorismus, Flatulenz
  • Juckreiz im Analbereich
  • Analekzem.

Intestinale Mykosen begünstigen außerdem vulvovaginale Candidosen und Allergien.


pH-Wert des Stuhls

Die Messung des Säuregrades (pH) gibt Hinweise auf enzymatische Abläufe im Dickdarm. Viele Prozesse sind pH-abhängig wie zum Beispiel die Proteolyse, die bevorzugt im alkalischen Milieu stattfindet und zum Teil schädliche Stoffwechselprodukte entstehen lässt.


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