Für Ärzte und Therapeuten

Leaky Gut

Leaky-Gut-Syndrom sicher diagnostizieren 

Das komplexe Zusammenspiel aus Nahrungsmittelallergenen, Mikroorganismen, Epithel und Immunsystem beeinflusst die Entstehung vieler chronischer Erkrankungen. Vor allem eine durchlässige Darmschleimhaut - das Leaky-Gut-Syndrom - spielt dabei eine zentrale Rolle.

Die Leaky-Gut-Diagnostik eignet sich bei:

Beim Leaky-Gut-Syndrom ist die Darmschleimhaut unphysiologisch durchlässig. Dadurch gelangen fettunlösliche Stoffe, Mikroben und ihre Bruchstücke, unvollständig gespaltene Nahrungsbestandteile und Schadstoffe ungehindert in den Blutkreislauf. Der Einstrom überlastet die Leber und löst immunologische Reaktionen und Fehlregulationen aus - mit weitreichenden Konsequenzen.

Zonulin reguliert die Durchlässigkeit

Das Regulatorprotein Zonulin ist ein geeigneter Marker, um die Durchlässigkeit der Darmschleimhaut zu messen. Zonulin reguliert den Austausch von Flüssigkeit, Makromolekülen und Leukozyten zwischen dem Blutstrom und dem Darmlumen. Außerdem schützt es die subepithelialen Schichten.

Verschiedene Reize veranlassen die Darmepithelzellen, Zonulin in das Darmlumen und in die Blutgefäße abzugeben. Beispiele sind der direkte Kontakt zu Bakterien bei fehlender oder unterbrochener intestinaler Mukusschicht und der Kontakt zu Gliadin.

Das Zonulin bindet an Rezeptoren auf der Oberfläche der Darmepithelzellen und löst eine Signalkaskade aus, durch die sich das Zytoskelett der Zelle zusammenzieht. In der Folge öffnen sich die Tight Junctions. Findet die Zonulin-vermittelte Öffnung der Tight Junctions wiederholt und verstärkt statt, entwickelt sich das Leaky-Gut-Syndrom.

Referenzbereich Zonulin
Stuhl: grenzwertig ab >78,0 ng/ml Stuhl
Serum: grenzwertig ab >48,0 ng/ml Serum

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Tight Junctions - die Schleusen der Schleimhaut

Die Tight Junctions sind schmale Bänder aus Membranproteinen, die sich netzartig um jede Epithelzelle legen. Ähnlich einem Klettband verschließen sie den Spalt zwischen den Zellen und bilden so eine interzelluläre Diffusionsbarriere. Über die Tight Junctions können sich die Epithelzellen zu ganzen Zellverbänden zusammenschließen. 

Die regulierte Öffnung der Tight Junctions erlaubt einen selektiven Transport von Aminosäuren, Zuckern, Fettsäuren und Immunglobulinen. Aber auch aufgespaltene Nahrungsmittelproteine, bakterielle Endotoxine oder Candida-Antigene können geöffnete Tight Junctions passieren.

Die Zonulin-Diagnostik bietet

  • einen grafisch aufbereiteten, übersichtlichen Befund
  • Therapieempfehlungen auf Anfrage, die unterschiedliche komplementärmedizinische Ansätze berücksichtigen
  • Verweis auf sinnvolle Folgediagnostik

Zonulin: Frühmarker für rheumatoide Arthritis

Bei Autoimmunerkrankungen wie Typ-1-Diabetes, Multiple Sklerose und rheumatoide Arthritis ist die Zusammensetzung der Mikrobiota im Darm verändert...

α1-Antitrypsin zeigt schwere Barrierestörung auf

α1-Antitrypsin (α1-AT) dient als Marker für Entzündungen und Permeabilitätsstörungen bei:

  • entzündlichen Erkrankungen des Magendarmtrakts
  • Morbus Crohn (Prognose eines Schubs)
  • nekrotisierender Enterokolitis
  • Verdacht auf enterales Eiweißverlustsyndrom
  • Permeabilitätsstörungen der Darmschleimhaut
  • glutensensitiver Enteropathie.

Vor allem die Leber bildet das Protein α1-Antitrypsin. Es macht bis zu 90 Prozent aller α1-Globuline aus. α1-Antitrypsin ist ein Proteaseinhibitor, hemmt also proteolytische Enzyme und verhindert so die Zersetzung des Bluteiweißes. Besonders stark inhibiert α1-Antitrypsin das Enzym Elastase, mit abnehmender Effektivität aber auch die Enzyme Trypsin, Plasmin, Thrombin und Plasminogen. Als Proteaseinhibitor wird α1-Antitrypsin selbst nur geringfügig abgebaut und eignet sich deshalb gut als Marker. Bei Entzündungen bildet der Körper verstärkt α1-Antitrypsin.

Erhöhtes α1-Antitrypsin im Stuhl weist eine schwere Barrierestörung der Darmschleimhaut nach1. Es ist im Gegensatz zu Zonulin nicht spezifisch für die Regulation der Tight Junctions, sondern weist unspezifisch eine defekte Grenzschicht nach2. 

Referenzbereich: erhöht ab 56 mg α1-AT/dl Stuhl

Diagnostische Parameter

Was kreuze ich an?

Auf unseren Auftragsformularen "Privatversicherte Patienten" und "Selbstzahler" finden Sie in der linken Spalte auf den Seiten 2 und 3 die Ziffern:

  • d14 Zonulin im Stuhl
  • j1 Zonulin im Serum oder Vollblut ohne Zusätze

Haben Sie noch Fragen? Unter unseren Hotline-Nummern beantworten wir sie gerne.

Für eine schnellere Übermittlung der Befunde können Sie unseren Befundserver kyber.de nutzen. Falls Sie noch keine Zugangsdaten besitzen, können Sie sich direkt auf der Seite anmelden.

Hinweise zur Probenentnahme

Hinweise zur Entnahme von Stuhlproben

Für die Zonulinuntersuchung im Blut werden mindestens 2 ml Serum oder Vollblut ohne Zusätze benötigt. Probe bis zum Versand im Kühlschrank bei 4-8°C lagern.

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Literatur

1: Siddiqui I. et al. Update on clininal and research application of fecal biomarkers for gastrointestinal diseases. World J Gastrointest Pharmacol Ther 2017; 6:39. 
2: Distrutti E et al. Gut microbiota role in irritable bowel syndrome: New therapeutic strategies. World J Gastroenterol. 2016; 22(7): 2219–2241.