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Schlagen mir meine Darmprobleme auf die Psyche?

13. Juli 2018

„Ich leide unter einer Depression, warum empfiehlt mir mein Arzt eine Blutuntersuchung?“ Die Frage liegt nahe, denn vielen von uns ist nicht bewusst, wie eng Körper und Psyche miteinander verzahnt sind.

Zum Beispiel spielt die Darmschleimhaut bei Depressionen eine große Rolle. Ist sie zu durchlässig, können unterschwellige Entzündungen im Körper entstehen und die Konzentration des Glückshormons Serotonin kann absinken.

Körper und Psyche – ein (un)heilvolles Wechselspiel

Unser Körper ist ein vielschichtiges System, in dem ein Rädchen ins andere greift. Das betrifft auch unsere Organfunktionen und die Psyche. Die Verbindung zwischen Darm und Psyche ist dabei besonders stark ausgeprägt.

Wie Wissenschaftler in den letzten Jahren zeigen konnten, wirkt der Darm über einen zentralen Nervenstrang – den Nervus vagus – auf unser Gehirn ein. Andersherum kann psychischer Stress unsere Darmfunktionen verändern. Wir merken das, wenn wir zum Beispiel in stressigen Situationen ständig zur Toilette müssen.

Stress kann außerdem die Durchlässigkeit der Darmschleimhaut erhöhen. Auch eine entgleiste Zusammensetzung der Darmflora und die Einnahme von Medikamenten wie ASS, Ibuprofen oder Diclofenac können die Darmschleimhaut durchlässiger werden lassen. 

Leaky gut – wenn der Darm zu viel durchlässt

Wird die Darmschleimhaut durchlässiger als normal, ist unser Körperinneres einer Flut von Schadstoffen, Allergenen und bakteriellen Zerfallsprodukten ausgesetzt. Die Bakterien in unserem dicht besiedelten Darm haben ein kurzes Leben und deshalb stirbt immer auch ein Teil der Bakterien ab und zerfällt.

Der Darm bringt es über seine Windungen, Faltungen und winzigen Zotten auf eine Oberfläche in der Größe von zwei Tennisplätzen. Dringen die unerwünschten Stoffe über die riesige Schleimhautoberfläche in unser Körperinneres ein, hat das weitreichende Folgen: Die Stoffe können unterschwellige Entzündungen auslösen und so unserem Körper schaden. Die unterschwelligen Entzündungen – Ärzte sprechen von einer Silent Inflammation – stehen mit vielen chronischen Erkrankungen in Zusammenhang. Auch bei starkem Übergewicht spielen sie eine Rolle.

Eine durchlässige Darmschleimhaut ist die häufigste Ursache für die unterschwelligen Entzündungen. Stress, Allergien und Umweltgifte können die Entzündungen aber auch direkt über Botenstoffe auslösen. Bei einer Parodontitis können Zerfallsprodukte der Parodontitis-Erreger über die entzündeten Zahntaschen in das Körperinnere gelangen und Entzündungen verursachen.

Glückshormon adé

Bei einer Depression kann ein weiterer Mechanismus in Gang kommen, der die Erkrankung vorantreibt oder langfristig aufrechterhält. Die bakteriellen Zerfallsprodukte, Umweltgifte und Entzündungsfaktoren im Blut können die Aktivität eines Enzyms - der IDO - verstärken.

Enzyme sind Stoffumwandler: für den Stoffwechsel steht in unserem Körper eine große Vielfalt an Enzymen bereit, die jeweils einen bestimmten Stoff in einen anderen umbauen können. Ist das Enzym IDO aktiver als normal, sinkt der Serotonin-Spiegel, weil nicht mehr genug Ausgangsstoff für die Serotonin-Produktion zur Verfügung steht. 
Serotonin ist das Glückshormon des Körpers: es reguliert den Gefühlshaushalt und sorgt für gute Laune. Gleichzeitig entspannt es, fördert den Schlaf und wirkt antidepressiv.

Ist die IDO-Aktivität erhöht, bildet der Körper nicht nur deutlich weniger Serotonin, sondern auch Stoffe, die Nerven schädigen und Depressionen fördern können. Besonders problematisch ist dabei: Einmal angeschoben verstärkt sich die IDO-Aktivität von selbst. Das hält den Serotoninhaushalt dauerhaft in Schieflage und verfestigt die Depression.

Silent-Inflammation-Check: So einfach geht's!

Ihr behandelnder Arzt oder Therapeut kann den Silent-Inflammation-Check veranlassen, um eine unterschwellige Entzündung in Ihrem Körper zu erkennen und eine dauerhafte Schieflage im Serotoninhaushalt aufzudecken.

Dafür nimmt er Ihnen Blut ab und sendet es an das MVZ Institut für Mikroökologie GmbH. Nach etwa einer Woche erhält er einen Befund mit darauf abgestimmten Ernährungs- und Therapieempfehlungen. Eine Reihe natürlicher Wirkstoffe unterstützt die Regeneration der Darmflora, stärkt die Darmschleimhaut und hemmt die Aktivität des depressionsfördernden Enzyms IDO.

Selbstverständlich liegt die Auswahl der für Sie geeigneten Behandlungsmaßnahmen im Ermessen Ihres Arztes oder Therapeuten, der Sie und Ihre Beschwerden am besten kennt. Unter der Therapie kann sich der Körper von der unterschwelligen Entzündung erholen und der Hormonhaushalt kommt wieder ins Gleichgewicht. Damit sind die Weichen gestellt für eine erfolgreiche Behandlung der depressiven Verstimmung oder Depression.