FÜR ZAHNÄRZTE

Parodontititserreger nachweisen: für eine gezielte Therapie

Bei parodontalen Entzündungen verschiebt sich das mikrobielle Keimspektrum. Während sich die gesunde orale Mikrobiota vor allem aus Gram-positiven, fakultativ anaeroben Bakterien zusammensetzt, überwiegen bei einer Parodontitis die Gram-negativen Anaerobier.

Die ParoControl-Diagnostik weist Schlüsselbakterien einer Dysbiose im subgingivalen Bereich nach, die die Entstehung von Parodontitis, Mundgeruch und Karies vorantreiben.
Die ParoControl-Diagnostik ist Zahnärzten vorbehalten.


Probenentnahme - So geht's

Die Probenentnahme für die ParoControl-Diagnostik ist schnell und einfach. Sie erhalten ein Entnahmeset mit Auftragsformular, vier farbigen Reaktionsgefäßen und ...



Der ParoControl-Index im Befund zeigt das Ausmaß der Störung in der parodontalen Mikrobengemeinschaft.
Bei einem hohen ParoControl-Index sind das Parodontitis- und Periimplantitis-Risiko erhöht; außerdem sind der Verlauf einer bestehenden Parodontitis oder Periimplantitis schwerer und die Therapie aufwändiger. Die Konstellation von Porphyromonas gingivalis mit Treponema denticola, Aggregatibacter actinomycetemcomitans oder Prevotella intermedia ist dabei besonders problematisch.

Die ParoControl-Diagnostik erfasst im Detail:


  • Treponema denticola
  • Tannerella forsythia
  • Porphyromonas gingivalis

Die aggressiven Parodontitis-Erreger lösen starke Entzündungsreaktionen im Zahnfleisch aus. Ihr Nachweis ist deshalb fast immer mit tiefen Zahnfleischtaschen, Blutungen und Gewebeverlust verbunden.


  • Fusobacterium nucleatum
  • Parvimonas micra
  • Campylobacter rectus
  • Prevotella intermedia

Die Schlüsselerreger oder Brückenkeime schaffen optimale Lebensbedingungen für die aggressiven Parodontitis-Erreger, indem sie den Sauerstoff entfernen und die benötigten Nährstoffe zur Verfügung stellen.


  • Aggregatibacter
    actinomycetemcomitans


Der Erreger begünstigt das Auftreten von Rezidiven.


  • Porphyromonas gingivalis
  • Fusobacterium nucleatum


Die Keime zersetzen Proteine aus der Nahrung und aus abgebauter Mundschleimhaut. Dabei entstehen übelriechende Stoffe, die Mundgeruch auslösen.


  • Streptococcus mutans


Der Karies-Erreger bildet aus Zuckerresten Säuren, die den Zahnschmelz und schließlich auch das Zahnbein und den Nerv angreifen.


Die einzelnen Brückenkeime und Parodontitis-Erreger können sich in ihrer Pathogenität gegenseitig verstärken. Deshalb ist es wichtig, die Keimzahl aller nachgewiesenen Erreger zu reduzieren. Porphyromonas gingivalis zum Beispiel ist nicht nur selbst ein aggressiver Parodontitis-Erreger; das Bakterium löst bereits in geringen Mengen eine Immunantwort aus, die das natürliche Keimspektrum im Mund verschiebt. In der Folge vermehren sich Erreger wie Tannerella forsythia und Treponema denticola, die die Entzündung verstärken und die Progression einer Parodontitis oder Periimplantitis vorantreiben.


Alternativen in der Parodontitis-Therapie

Eine chronische Parodontitis alleine ist gemäß der neuen S3-Leitlinie1 keine pauschale Indikation für eine adjuvante systemische Antibiotikatherapie. Die Gründe: Bakterielle Antibiotika-Resistenzen breiten sich rasant aus und das gesamte Mikrobiom des Patienten nimmt bei einer systemischen Antibiose Schaden. Gleichzeitig haben Studien einen klinisch relevanten Vorteil der adjuvanten Antibiotikatherapie nur bei schweren Ausprägungen der Parodontitis und einem Alter unter 56 Jahre gezeigt2.

Aber auch natürliche Behandlungsalternativen können die Bakterienlast auf den Zähnen und in den Zahnfleischtaschen reduzieren – wie die gezielte Anwendung ätherischer Öle.

Empfehlung: individuelle Mundspülungen mit ätherischen Ölen

Die ParoControl-Diagnostik liefert bei Bedarf zum Befund passende Therapieempfehlungen, die neben Antibiotika gemäß der S3-Leitlinie auch individuelle Mundspülungen mit Mischungen ätherischer Öle einschließen.

Die Öl-Mischungen sind auf das Erregerspektrum des Patienten abgestimmt und können adjuvant beim Scaling eingesetzt werden: zum Spülen der Zahnfleischtaschen und zum Tränken von Zahnseide, die vorübergehend in die Zahnfleischtaschen eingelegt wird. Im Anschluss kann der Patient die Öl-Mischungen zeitlich unbegrenzt in der Nachsorge und zur Vermeidung von Rezidiven anwenden.


E-Zigaretten fördern Biofilm-Bildung im Mund

Für eine Studie3 entnahmen Wissenschaftler Proben aus Zahnfleischtaschen von 123 Probanden, zu denen Raucher - herkömmliche Zigaretten und E-Zigaretten ("Vaper") - und Nichtraucher gehörten. Dabei ergaben sich deutliche Unterschiede hinsichtlich der Mikrobiota-Zusammensetzung und Entzündungsmarker: Bei den Rauchern waren die Entzündungsmarker Interleukin-2, Interleukin-6 und der Tumornekrosefaktor Alpha (TNF-α) deutlich erhöht und die Zusammensetzung der Mikrobiota verändert.

Bei Zigarettenrauchern reicherten sich vorwiegend Gram-negative Anaerobier an, während bei Vapern Gram-negative fakultative Anaerobier zunahmen. Insgesamt wiesen Vaper eine größere Diversität auf als die beiden anderen Gruppen, allerdings auch verstärkt Virulenzfaktoren. Bei den E-Zigaretten-Nutzern bildeten die Bakterien mehr zähen Schleim, der zu einer Zunahme von Biofilmen führte. Daher ähnelten Mikrobiota und Immunfaktoren denen von Patienten mit manifester Parodontitis.

Die Ursache der Veränderung war - wider Erwarten - nicht das Nikotin. Glycerin und Glykol in den Verdampferflüssigkeiten regen den Zuckerstoffwechsel der Bakterien an und fördern potentiell pathogene Bakterien.

 

 


Weitere Informationen

Genetische Veranlagung

für entzündliche Überreaktion
nachweisen.