Vitamin D kann Todesfälle durch Krebs verhindern
In der Vergangenheit war umstritten, wie sich eine Vitamin-D-Supplementierung auf das Risiko auswirkt, an Krebs zu erkranken oder daran zu sterben. Im Jahr 2019 kamen dann drei Metaanalysen1-3 zu dem Schluss: Eine Vitamin-D-Supplementierung und die damit ausreichend hohen 25(OH)-Vitamin-D-Spiegel können zwar nicht generell vor der Erkrankung schützen - wohl aber vor Todesfällen durch Krebs.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum Heidelberg (DKFZ) hat jetzt berechnet, was das für die Krebssterblichkeit und die Gesundheitskosten in Deutschland bedeutet.4
Wirkung erst bei höheren Vitamin D-Gaben
Bereits in den 1980er Jahren gab es erste Hinweise, denen zufolge ein höherer 25(OH)-Vitamin-D-Spiegel die Zahl der Krebs-Todesfälle senken kann5. Aber Metaanalysen randomisierter, kontrollierter Studien ergaben damals inkonsistente Ergebnisse.
Immerhin zeigte sich in Tiermodellen: Vitamin-D-Gaben konnten die Zelldifferenzierung und -apoptose fördern, die Proliferation und Angiogenese von Krebszellen hemmen und entzündungshemmend und immunmodulatorisch wirken6.
Da Wissenschaftler die verabreichten Vitamin-D-Mengen in den alten Studien als zu niedrig ansahen, führten sie neue Studien mit höheren Vitamin-D-Gaben durch. Im Jahr 2019 wurden unabhängig voneinander drei Metaanalysen1-3 dazu veröffentlicht. Die Studienautoren befürworteten durchgehend die Vitamin-D-Supplementierung, da ausreichend hohe 25(OH)-Vitamin-D-Spiegel die Zahl der Krebs-Todesfälle signifikant senken konnten. Dabei war die tägliche Einnahme einer Bolus-Gabe überlegen. Den Autoren zufolge ließe sich die Krebs-Sterblichkeit mit einer Vitamin-D-Supplementierung um etwa 13 Prozent senken.
Kosten für die Vitamin-D-Supplementierung
In den letzten Jahren ist die Sterblichkeit aufgrund von Krebserkrankungen in den meisten Ländern der Welt gesunken - vor allem dank neuer Medikamente und Behandlungsmöglichkeiten. Allerdings verursachen die innovativen Therapien zum Teil erhebliche Kosten.
Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums haben deshalb für Deutschland berechnet4:
- Wie viele Sterbefälle ließen sich mit einer Vitamin-D-Supplementierung ab einem Alter von 50 Jahren vermeiden?
- Wie viel Geld könnte das Gesundheitswesen dadurch einsparen?
Als nötig erachteten die Wissenschaftler eine tägliche Vitamin-D-Dosis von 1000 internationalen Einheiten (IE). Pro Person und Jahr kostet das etwa 25 Euro. Für die 36 Millionen Über-50-Jährigen in Deutschland (2016) errechneten die Wissenschaftler Kosten von 900 Millionen Euro für die Vitamin D-Supplementierung – allerdings ohne Laborkosten zur Bestimmung des Vitamin D-Spiegels.

30.000 Krebstote weniger
Gegen die Kosten für das Vitamin D steht die Einsparung an teuren Therapien, besonders im Endstadium der Krebserkrankung. Dafür setzten die Wissenschaftler pauschal 40.000 Euro an. Verringert sich die Krebssterblichkeit um 13 Prozent, sterben knapp 29.000 Menschen weniger an Krebs.
Die Kosten der eingesparten Krebsbehandlungen für alle verhinderten Todesfälle ergibt die Summe von 1,154 Milliarden Euro. Nach Abzug der Kosten für die Vitamin D-Supplementierung bleiben Einsparungen in Höhe von 254 Millionen Euro übrig. Der gleichzeitige Gewinn an Lebensjahren ist dagegen nicht mit Geldbeträgen zu beziffern: Zusammengenommen sind das 321.671 Lebensjahre für die Betroffenen.
Eine flächendeckende Vitamin-D-Supplementierung bei Personen ab 50 Jahren könnte die Zahl der Krebstoten um fast 30.000 pro Jahr verringern und dem Gesundheitswesen Einsparungen in Millionenhöhe bringen.
Überdosierung vermeiden
Generell rät die DGE Menschen mit einer unzureichenden Vitamin-D-Versorgung, Vitamin-D-Präparate einzunehmen. Das gilt vor allem im Winter und für ältere Menschen oder für Menschen mit dunkler Hautfarbe. Zwar sei die körpereigene Bildung durch Sonneneinstrahlung zu bevorzugen, aber ein Vitamin-D-Mangel müsse behoben werden.
Eine andauernde Überdosierung mit Vitamin-D-Präparaten kann allerdings zu unerwünschten Nebenwirkungen wie Nierensteinen, Nierenverkalkungen und Störungen des Herz-Kreislauf-Systems führen. Um eine chronische Vitamin-D-Intoxikation zu vermeiden, ist es deshalb sinnvoll, den Vitamin D-Status mittels Diagnostik zu kontrollieren.

Altersabhängige Vitamin-D-Supplementierung
Für die verschiedenen Altersgruppen ergeben sich unterschiedliche Zielwerte und Empfehlungen für die Vitamin-D-Aufnahme:
- Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ) und die Deutsche Gesellschaft für Kinderendokrinologie und Diabetologie (DGKED)7 empfehlen für die ersten 12 bis 18 Lebensmonate - also bis zum zweiten erlebten Sommer - eine Vitamin-D-Supplementierung in Höhe von 400 – 500 IE/Tag, um das Rachitis-Risiko zu senken. Da Säuglinge keiner direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden sollen, haben sie ein erhöhtes Risiko für einen Vitamin-D-Mangel.
Oft werden bei Säuglingen Vitamin-D-Supplementierung und Fluoridprophylaxe kombiniert. - 2018 überarbeiteten die Experten7 ihre Empfehlung für ältere Kinder: Ab einem Alter von zwei Jahren ist zwar eine Aufnahme von 600 bis 800 IE Vitamin D pro Tag anzustreben, aber eine flächendeckende Vitamin-D-Supplementierung bei gesunden Kindern sehen sie als nicht gerechtfertigt an. Regelmäßiges Sonnetanken und der ein- bis zweimalige Verzehr von fettem Seefisch ist einer Supplementierung mit Vitamin-D-Tabletten vorzuziehen.
Für Kinder sehen die Ärzte einen Zielbereich der 25-OH-Vitamin-D-Serum-Konzentration von 20-100 ng/ml Blut, einen Vitamin-D-Mangel bei unter 12 ng/ml.
Allerdings bestätigte die KIGGS-Studie einen verbreiteten Vitamin-D-Mangel bei Kindern: Nur bei gut 36 Prozent lagen die Vitamin-D-Serum-Spiegel im Zielbereich. Besonders im Winterhalbjahr, bei adipösen Kindern, Stubenhockern und Kindern aus sozial schwachen Schichten trat ein Vitamin-D-Defizit auf.
Als behandlungsbedürftigen Vitamin-D-Mangel zählen die Fachgesellschaften keinen niedrigen Einzelwert, sondern einen dauerhaft niedrigen Vitamin-D-Spiegel mit klinischer Manifestation. - Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung gibt Schätzwerte für eine angemessene Vitamin-D-Zufuhr bei fehlender endogener Synthese an. Sie liegen bei 20 µg/Tag, das entspricht 800 IE – einheitlich für Kinder ab einem Jahr, für Jugendliche, Erwachsene, Senioren, Schwangere und Stillende.
Sonnenbad oder Vitamin D-Supplementierung?

In Deutschland sind Sonnenbäder allerdings nur im Sommerhalbjahr für die Vitamin D-Synthese ausreichend. Die Empfehlung von Experten lautet: Von April bis September sind Sonnenbäder zwischen 10 und 15 Uhr mit möglichst freien Armen und Beinen für 5 bis 30 Minuten sinnvoll – und zwar ohne Sonnenschutz, aber mit Vorsicht vor Sonnenbrand.
Besonders für Kinder gilt: Körperliche Aktivitäten im Freien stärken die Knochenmasse.
Bei älteren Menschen lässt die Fähigkeit zur Vitamin D-Eigensynthese normalerweise nach. Meist nehmen sie weniger Nahrung zu sich, also auch weniger Vitamin D. Immobile Ältere, chronisch Kranke und Pflegebedürftige halten sich selten im Freien auf. Aber gerade sie haben oft Erkrankungen, bei denen ein niedriger Vitamin D-Spiegel mit der Schwere der Erkrankung assoziiert ist. Bei ihnen ist eine Vitamin D-Supplementierung mit Tabletten, Kapseln oder Tropfen sinnvoll.
Da Vitamin D fettlöslich ist, unbedingt zusammen mit Fett einnehmen. Vitamin D-Öl als Tropfen oder Softgelkapseln bringt das Fett bereits mit, während Vitamin D-Tabletten oder Kapseln ohne Öl während einer Mahlzeit eingenommen werden müssen.
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