Sekretorisches IgA: Antigen-Fänger an der Schleimhaut
Mit Hilfe des Schleimhaut-Parameters sekretorisches Immunglobulin A - kurz sekretorisches IgA oder sIgA - können Sie Störungen der Schleimhaut-Abwehr verlässlich aufdecken. Der Parameter ist Teil des KyberPlus-Baukastensystems.
Das sekretorische IgA ist häufig vermindert bei:
- rezidivierenden Infekten der Schleimhäute
- Atopien und
- chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.
Erhöhtes sIgA weist dagegen auf eine gesteigerte Abwehrleistung der Darm-Mukosa hin, um zum Beispiel Infektionserreger zu bekämpfen, eine Fehlbesiedlung des Darms zu regulieren oder Nahrungsmittelallergene abzuwehren. Alle drei Ursachen können für Diarrhoen und Meteorismus verantwortlich sein.
Inhaltsverzeichnis
sIgA bietet spezifischen Schleimhaut-Schutz
Mit dem sekretorischen IgA beteiligt sich das adaptive Immunsystem am Schleimhaut-Schutz: Bei Gesunden regen Antigene wie Bakterien oder Nahrungsbestandteile die Bildung des IgA in den B-Zellen an. Die M-Zellen der Darmschleimhaut transportieren dafür Antigene durch das Epithel zum darunterliegenden Lymphgewebe. Oder spezialisierte dendritische Zellen „greifen“ zwischen den Epithelzellen hindurch und "nehmen Proben" aus dem Lumen. Das regt die Entwicklung IgA-bildender B-Plasmazellen an1,2. Die dendritischen Zellen bilden zusätzlich das Enyzm Stickoxidsynthase, das die B-Plasmazellen umprogrammiert. In der Folge produzieren sie später IgA - statt anderer Antikörperklassen3. Das IgA macht mit etwa 15 Prozent einen bedeutenden Anteil aller Immunglobuline im Körper aus4.
Abwehr an allen Schleimhautbereichen
Die angeregten B-Zellen wandern mit Hilfe des Lymph- und Blutkreislaufs innerhalb des Mukosa-Immunsystems. Homing-Rezeptoren leiten sie schließlich als B-Plasmazellen in ihr spezifisches Zielgewebe: zum Beispiel in das Subepithel des Darms, der Bronchien oder der Milchdrüsen. Dort produzieren sie IgA-Dimere - zwei miteinander verbundene IgA-Moleküle. Schleusen die Epithelzellen die IgA-Dimere nach außen, beispielsweise ins Darm-Lumen, bleibt ein Teil des Epithelzell-Rezeptors an den Immunglobulinen hängen und bildet zusammen mit dem IgA-Dimer das sekretorische IgA. Die sekretorische Komponente - das Rezeptorfragment - schützt die Immunglobuline vor Angriffen von Verdauungsenzymen und Mikroben.
Das Immunglobulin schirmt nicht nur das Epithel des Gastrointestinaltrakts ab, sondern auch die Epithelien des Respirationstrakts und des Urogenitaltrakts - einschließlich der Prostata. Auch Tränen, Speichel, Schweiß und Muttermilch enthalten das sekretorische IgA1,4. Da die adaptive Immunabwehr bei Neugeborenen noch nicht ausgebildet ist, schützen Stillen und das dabei übertragene sIgA die Säuglinge vor Infektionen.
Befindet sich ausreichend sekretorisches IgA an der Schleimhaut und im Lumen, können sich Krankheitserreger nicht an die Schleimhaut anheften und vermehren. Zum Teil bindet das sIgA auch an die natürliche Mikrobiota, möglicherweise um ihre Zusammensetzung zu beeinflussen5.
Abwehr ohne Entzündung
Das sekretorische IgA wehrt Bedrohungen vom Epithel ab, ohne Entzündungen und die damit verbundenen Schäden auszulösen6. Es bindet an Bakterien, Viren und Nahrungsbestandteile; anschließend transportieren die Peristaltik des Darms - oder auch das Flimmerepithel der Bronchien - das sIgA samt gebundenen Krankheitserregern ab.

Das sekretorische IgA kann somit:
- das Epithel vor bakteriellen Toxinen und Infektionserregern schützen1,4.
- zur oralen Toleranz gegenüber Nahrungsmittel-Antigenen beitragen.
- die physiologische Mikrobiota am Eindringen in das Darm-Epithel hindern und so die Immuntoleranz fördern6,7.
Niedrige sIgA-Werte und ihre Ursachen
Niedrige sIgA-Werte an der Schleimhaut können auf verringerte Zellzahlen der immunmodulierenden Mikrobiota und auf ein fehlgesteuertes oder alterndes Immunsystem zurückgehen. Ein humoraler Immundefekt wie ein selektiver Immunglobulin-A-Mangel ist ebenfalls möglich. Und noch ein weiterer Effekt kann für dauerhaft niedrige sIgA-Werte sorgen: Regen eine bakterielle Fehlbesiedelung oder bestimmte Lebensmittelallergene dauerhaft die sIgA-Produktion an, kann sich die IgA-Produktion nach einer Weile erschöpfen und der sIgA-Spiegel sinkt.
Beurteilung der sIgA-Werte pro ml Stuhl:
- <250 µg: stark vermindert
- 250-509 µg: vermindert
- 510-2040 µg: normal
- >2040 µg: erhöht
Abwehr steigern - oder erhöhten Werten nachspüren
Bei verminderten sIgA-Werten können Sie die sIgA-Sekretion an der Schleimhaut über die Gabe von immunmodulierenden Darmbakterien steigern. Das physiologische Darmbakterium Enterococcus faecalis kann zum Beispiel ruhende B-Plasmazellen aktivieren und so ihre Teilung fördern. Begleitend steigt die sIgA-Menge an, wie Wissenschaftler im Tierexperiment zeigten.8 Neben der Mikrobiologischen Therapie eignen sich zum Beispiel auch die Ernährungstherapie und die Phytotherapie, um die Schleimhautabwehr über das sekretorische IgA zu stärken.
Sind die sIgA-Werte dagegen erhöht, empfiehlt es sich, den genauen Ursachen auf den Grund zu gehen: Eine bakterielle Dysbiose zeigt sich in der KyberBiom-Diagnostik, Infektionserreger erfasst das Enteropathogene-Erreger-Panel und Nahrungsmittelallergien lassen sich zum Beispiel über die KyberAllergoPlex-Diagnostik abklären.
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